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Foto von Prof. Dr. Karl Ernst von Mühlendahl

Keine Gefahr bei Lampenbruch

Als das Umweltbundesamt (UBA) nach der Durchführung einer Studie am 2. Dezember 2010 behauptete, die Quecksilberbelastung beim Bruch einer Lampe überschreite Grenzwerte, waren Verbraucher und Politiker verunsichert. Ist ein Lampenbruch also tatsächlich gesundheitsgefährdend?

Das Redaktionsbüro LIGHTCYCLE hat hierzu Prof. Dr. Karl Ernst von Mühlendahl befragt. Als renommierter Kinderarzt und Umweltmediziner hat er sich auch mit dem Thema Energiesparlampen auseinander gesetzt.

Professor von Mühlendahl, Sie schreiben in Leserbriefen in der Frankfurter Allgemeinen und in der Neuen Osnabrücker Zeitung über die Untersuchung des UBA zum Quecksilberdampf, der beim Bruch einer Energiesparlampe austreten kann und bezeichnen die Untersuchung als „oberflächlich“. Warum?

Mühlendahl: Bei der Untersuchung des UBA wurden ja nur zwei Energiesparlampen zerbrochen, um die danach bestehenden Quecksilberwerte in der Luft unter unüblichen Bedingungen zu messen. Eine Lüftung des Raumes wurde nicht bedacht. Eine solche stichprobenartige Untersuchung ist alles andere als aussagefähig.

Weiter sagen Sie, die allgemein aus der Behauptung des UBA gezogene Bewertung von Energiesparlampen sei „undurchdacht“. Warum?

Mühlendahl: Denken Sie doch einmal an herkömmliche Fieberthermometer. Geht ein solches zu Bruch, tritt etwa 500 mal mehr Quecksilber aus. Bleibt das unter ungünstigen Umständen in Bodenritzen oder Teppichböden zurück, wird nicht beseitigt und gelüftet und halten sich Kinder oder auch Erwachsene über viele Wochen hinweg in einem solchen Raum auf, dann kann es zu Vergiftungen durch das Einatmen von Quecksilberdämpfen kommen. In einem Fieberthermometer befinden sich etwa 1,2 Gramm Quecksilber – in einer Energiesparlampe hingegen nur zwei bis fünf Milligramm. Aus medizinischer Sicht ist diese geringe Menge – sollte sie bei einem Bruch der Lampe austreten - völlig unbedenklich. Besonders wenn die kaputte Lampe sofort entfernt wird und der Raum ausgiebig gelüftet wird, ist von keiner gesundheitlichen Gefahr auszugehen.

In welchen alltäglichen Situationen wird der Mensch Quecksilberimissionen ausgesetzt?

Mühlendahl: Der Mensch wird unter normalen Umständen vorwiegend durch den Verzehr von Fisch mit Quecksilber belastet. Durch in Meere, Flüsse und Seen geleitete Abwässer nehmen Fische mit ihrer Nahrung sehr oft auch Quecksilber auf. Je höher Fische in der Nahrungskette stehen, desto mehr Quecksilber enthält ihr Körper. Im Kontext sollte man sich also fragen: Wie oft esse ich Fisch und wie oft geht mir eine Energiesparlampe kaputt? Letzteres ist sicher weitaus unwahrscheinlicher und seltener.

Grundsätzlich ist bei der Quecksilberdiskussion zwischen gesundheitlichen und ökologischen Aspekten zu differenzieren. Welche ökologischen Aspekte sind das im Einzelnen?

Mühlendahl: Das grundsätzliche Argument, dass die Freisetzung von Quecksilber vermieden werden sollte, ist natürlich richtig. Man muss dabei aber auf größere Zusammenhänge achten.

Beim Betrieb von herkömmlichen Glühlampen wird im Gegensatz zur Energiesparlampe fünf mal mehr Strom verbraucht. Dafür muss Kohle in Kraftwerken verbrannt werden, wobei deutlich mehr Quecksilber in unserer Atmosphäre abgegeben wird als die Menge, die für die Produktion und den Betrieb von Energiesparlampen benötigt wird.

Trotzdem sollte aber immer so wenig Quecksilber wie möglich in die Umwelt gelangen. Deswegen ist es wichtig, dass jeder seine ausgedienten oder zerbrochenen Lampen zurück zum Handel oder zum Wertstoffhof bringt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person
Karl Ernst von Mühlendahl ist Professor der Kinder- und Jugendmedizin. Von 1979 bis 2001 leitete Prof. von Mühlendahl das Kinderhospital Osnabrück. Seit 1991 ist Prof. von Mühlendahl Leiter der Dokumentations- und Informationsstelle für Umweltfragen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DAKJ), der heutigen gemeinnützigen Kinderumwelt GmbH in Osnabrück. Der Umweltmediziner und Toxikologe ist außerdem Mitglied mehrerer Fachkommissionen.